Der erste Albtraum

Veröffentlicht auf von Der Elch

Selten träume ich; und noch nie hatte ich einen Albtraum. Im Moment kuriere ich meine Grippe aus und habe deshalb in der Nacht auf heute lange geschlafen. Ich träumte endlich wiedermal ganz klar, optisch wirkte alles real. Ansonsten war es seltsam genug, dass mir das Träumen bewusst war und ich das Geschehen beobachten konnte. Ich erlebte den Traum trotzdem aus der Ich-Perspektive. Eigenartig war auch, dass ich deswegen mitten in der Nacht erwachte. Den Drang, das erlebte aufzuschreiben hatte ich erst einige Stunden später...


Meine ganze Band ging tauchen, auch meine Freundin (in der Realität die einzige Taucherin) war dabei. Das Wasser, das Licht, die Farben erzeugten eine angenehme Wärme. Wir begegneten vielen seltsamen Fischen. Es waren eher Fabelwesen. Die Stimmung war wundervoll. Das Wasser glänzte hell und königsblau. Es schien überall zu glitzern und zu funkeln. Das Riff hatte viel Gestein, das graublau wirkte, jedoch hatte es wenig Korallen. Dennoch leuchteten einige Farben prächtig im Licht. Die Farben gehörten einigen Fischen und Pflanzen.

Wir begegneten einem hellblau-dunkelblauen Fisch, der einer Tulpe glich und aufrecht auf einem Stein in der Strömung wogte. Unter ihm war ein schwarzer Kreis, umrandet von einem tonfarbenen Kreis. Er schien uns zu entdecken – verschwand aber nicht. Im Gegenteil: Er streckte sich nach unten, als wäre er ein Arm, der auf etwas zeigen wollte.

Wir sahen uns ratlos an und folgten der gezeigten Richtung. Nur wenige Meter weiter, in einer kleinen Mulde, stand ein Topf. Aus diesem Topf ragte ein menschlicher Arm; an dessen Hand ein Zettel befestigt war, wo etwas in einer schöner alten Schrift geschrieben stand. Auf dem Boden des Topfes war ein gezeichnetes Gesicht einer jungen Frau mit roten Haaren, doch ihre Augen waren geschlossen. Wir kamen noch näher und lasen: „Wenn das jemand liest, dann erwacht sie jetzt.“ Wir zuckten zusammen – die Augen der gezeichneten Frau öffneten sich auf einen Schlag. „Ihr findet sie dort, wo ihr sowieso hin gehen werdet.“

Wir tauchten auf, befanden uns dann in einem Umkleideraum des Schiffes. Wir hörten aus einem technisch genutzen Raum dumpfe Klopfgeräusche. Mit dem Schlüssel ging die Tür nicht auf, wir entschlossen uns, sie aufzusägen. Wir wurden von einer Wand von Wasser überrascht – im selben Königsblau vom Grund – die auf uns einstürzte. Als das Wasser gleichmässig auf dem Boden war, sahen wir in der Mitte des Raumes die junge Frau mit rotem Haar. Sie war wunderschön, schien aber ohne Emotion zu sein. Wir nahmen sie in den Umkleideraum und gaben ihr eine warme Decke – sie sagte die ganze Zeit über nichts. Wir schwiegen mit.

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