Die Podiumsdiskussion

Veröffentlicht auf von Der Elch

Meine erste Woche als Zivi ist vorbei und ich bin überglücklich in diesem Forstbetrieb. Heute hatte ich das erste mal seit Monaten das Gefühl, den ganzen Tag glücklich zu sein. Oder waren es sogar zwei Tage?! - Jedenfalls etwa eine unendlichkeit, oder eben zwei. ; )

 

Heute bin ich besonders übermütig und selbstbewusst. Wir Zivis waren an einer Podiumsdiskussion: Zivildienst versus Militärdienst. 

Lange wurde diskutiert über Möglichkeiten, den Zivildienst unattraktiver zu gestalten. Es gäbe zu viele Zivis, behauptete das Militär. So sei ein 1,5 mal so langer Zivildienst nicht genügend als Kompensation. Irgendwann kam ich zu Wort und sagte, es käme nicht darauf an, ob der dienst 1,5 oder 3 Jahre geht. Eher ginge es darum, dass ich als Jugendlicher sofort einen Sinn sehe, wenn ich an Umweltschutz denke, oder an Pflege in Altersheimen. Beim Militär sehe ich die EU um die Schweiz und nur schon deshalb mache das Militär keinen Sinn - jedenfalls auf den ersten Blick. Die Entscheidung zum Zivildienst sei deshalb nicht unbedingt von der Einsatzlänge o.ä. beeinflusst. 

 

Abschliessend wurde diskutiert, ob eine Gewissensprüfung überhaupt möglich sei. Wie denn ein Zivi sein Gewissen überhaupt auf Papier bringen könne, um dem Militär glaubhaft zu machen, er wolle nicht ins Militär. Da erlaubte ich mir einen kleinen Angriff als letzten Publikumskommentar. Ich sagte so in etwa: "Ich möchte zum Schluss noch kurz den Spiess umdrehen: Weshalb sollte der Zivi begründen, dass er lieber Pflanzen ausreissen will, anstatt zu erlernen, Menschen zu verletzen? Sollte nicht der, der ein Sturmgewehr 90 in die Hand bekommt erklären, wie er dies mit seinem Gewissen vereinbart? Wer solch eine Gewissensprüfung bestehen würde, dem würde ich lieber nicht im Dunkeln begegnen." Darauf folgte ein lauter langer Applaus und mir wurde gesagt der Militärtyp habe ziemlich dumm aus der Wäsche geschaut. =) Daraufhin wurde ich übertrieben oft von der Presse fotografiert. Vielleicht kommt ja was in der Zeitung... haha. : )

 

Nach dem Podium wurde ich gelobt, sogar Stefan sagte mir, das sei ja "so was von einer Faust ins Gesicht" gewesen. lol 

 

Heute war also mein Selbstbewusstsein wieder da. Ich hoffe mal, das ist nicht ein zu extremes Hoch, das in ein extremes Tief zurückfällt. Aber jetzt im Moment bin ich zuversichtlich. Das Arbeiten mit Bergwiesenmäher, Flammenwerfer und Motorsense tut mir gut. Vor einem Monat hätte ich mich noch gescheut, überhaupt an so einen Anlass zu gehen. Ich hätte Angst vor den vielen Leuten gehabt, Angst davor, angesprochen zu werden. Und siehe da, wie ich mich entwickelt habe... =)

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