Selbstbewusstsein

Veröffentlicht auf von Der Elch

Hier in meinem Blog finde ich Texte, die von Selbstsicherheit nur so strotzen. Der Typ gefiel mir. Und so will ich auch wieder sein.

 

Heute war der erste Tag, an dem ich arbeitsunfähig geschrieben wurde. Mein Chef war natürlich schockiert und war erstaunt, dass so etwas in seinem besten Betrieb der Welt passieren kann. Ja, ich bin der erste Lehrling seit zehn Jahren, der die Stimmung im Büro überlebt hat; gerade noch so zur Abschlussprüfung. Meine Person, mein Ich, mein Charakter hat gelitten in dieser Lehre. Seit wenigen Wochen bin ich total verschlossen und habe manchmal Angst, angesprochen zu werden.

Wie war das nochmals mit Sex, Drugs, Rock'n'roll?! Ich wollte die Abmischung verbessern und jetzt hab ich gerade noch ein bisschen Rock'n'roll. Den Rest kann ich momentan vergessen. Für's erste reicht das Selbstbewusstsein nicht, das andere verträgt sich nicht mit Medikamenten.

 

Wisst ihr, was mich berührt hat, an meinem letzten Arbeitstag? - Ein Stein. Ein grüner, kleiner Stein. Durchzogen von etwas weiss und grau. Es ist der Stein, der neben meinem Bildschirm liegt, seit drei Jahren. Damals hatte ich Mittagspause und sass draussen neben einer Kuhweide. Ihr dürft euch so richtige Schweizer Alpen-Idylle vorstellen... doch mir ging es scheisse. Ich hatte ein Tief, fast wie ich jetzt eines habe. Ich senkte meinen Kopf auf die Knie und sah auf den Boden. Und da lag dieser grüne Stein, der so anders aussah als alle anderen. Ich nahm ihn in die Hand. Ich ballte die Faust um ihn und glaubte ganz fest daran, irgendwie aus diesem Betrieb flüchten zu können. Ich glaubte daran, dass die Zeit schneller vorbeigehen würde. Was auch immer: Ich glaubte. Das tat ich sonst nie. Ich behielt den Stein fest umklammert und ging ins Büro zurück, legte ihn hin - und vergass ihn wieder.

Erst jetzt, als ich meine Sachen packte im Büro, fiel mir der Stein wieder auf. Ich nahm ihn in die Hand, und wurde von Gefühlen überschwemmt; ich fühlte mich frei. Es war ein wunderschöner Moment. Es war so weit. Ich konnte diesem Ort entfliehen!

 

Die Gegenwart ist mir jetzt gerade nicht geheuer - lasst mich etwas träumen...wie schon im vorletzten Text.

Was wäre wenn...ich alleine Unterwegs wäre. Im Zug. Ich würde nach draussen ins Leere starren, ganz in Gedanken versunken. Was wäre, wenn dann eine junge Frau sich mir gegenüber setzen würde und ohne etwas zu sagen, mir eine Art Zweisamkeit signalisieren würde. Bloss ein Blick genügte. Ein Blick der sagte: "Du bist nicht allein." Ein Blick der sagte: "Du musst nichts erzählen." Ein ganz einfacher Blick, der signalisiert: "Lass einfach deine Augen für dich sprechen." Und meine Augen würden all meine Worte, all meine Erlebnisse und Prägungen mitteilen. Sie wäre die, die über mich bescheid wüsste. Sie wäre die, die meine Augen an einem meiner unschönsten Tage gelesen hätte. Sie wäre die, die mir jetzt helfen könnte. Was für eine schöne Fantasie...

 

Das wäre eine Fantasie, in der ich kein Selbstbewusstsein unter Beweis stellen müsste. Ich dürfte sein wie ich, momentan, jetzt gerade bin. So hilflos und schwach. 

 

Ganz so schwach wie ich denke bin ich zwar nicht. Heute musste ich am Telefon meinem Chef erklären, dass sich die Welt in eine andere Richtung dreht, als dass er bisher dachte. Und ich habe es geschafft. Irgendwie konnte ich mich aufraffen und das Gespräch in die Hand nehmen. Irgendwie konnte ich sogar am Telefon Stärke zeigen. Doch danach war ich wieder leer. Ich hatte keine Energie mehr. Ich starrte wieder ins Leere, versank in Gedanken und dachte:

 

Was wäre wenn...

Veröffentlicht in Gedanken und Erkenntnisse

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