Selbstfindungstripp

Veröffentlicht auf von Der Elch

Wer bin ich? Und wenn ja, wieviele? (Richard Precht)

Das Buch mit gleichnamigem Titel hat mir viel gebracht auf philosphischer Ebene. Es gibt jedoch viele Fragen, die man sich nur selbst beantworten kann.
So ist die Frage, was das Ich denn überhaupt sei, hingegen recht leicht zu beantworten. Ein Ich existiert nämlich gar nicht.

Unser Ich würde man wohl am ehesten als das Bewusstsein bezeichnen. Da unser Bewusstsein aber leider nicht selbst steuern kann, sondern nur informiert wird was passiert (ca. 1 Sekunde nach Bewegungs-/Denkbefehlen), ist es recht gleichgültig was das Bewusstsein denkt - oder eben, nur erfährt. Das Bewusstsein ist ein Resultat aus Reaktionen auf die Umwelt.

Ich denke, also bin ich. - Dieser Satz macht aufgrund dieser Überlegung, gestützt auf die Hirnforschung, keinen Sinn mehr. Es bleibt nur noch: Da sind Gedanken. Und genau dieser Satz begleitet mich, seit ich das Buch von Richard Precht gelesen habe.

Mit diesen Gedanken, dachte ich, könnte ich jetzt gewaltigen Spass am Leben haben. Denn es könnte mir ja alles egal sein. Es passiert so oder so alles von alleine. In einem gewissen Sinne funktioniert das auch. Zum Beispiel wenn ich einen Fehler mache, oder einen peinlichen Moment erlebe: Es sind Erfahrungen, die mich prägen. Wobei dieses ich, das geprägt wird, nur so ein Ding ist...ja so ein Dingens halt, ganz unspektakulär. Im Gegensatz zu früher kann ich viel schneller mit geschehenem abschliessen. Sogar die Liebe (naja, die Hormone, die schauen, dass sich Tiere fortpflanzen) bringt mich nicht mehr in wochenlangen Seelenschmerz.
Trotz all dem rationalen Denken gibt es Momente, in denen ich mich bewusst von Emotionen steuern lasse. Irgendwie ist das immer wieder schön und es fühlt sich natürlicher an.

Dass Gedanken einfach so da sind ist aber nicht nur schön. Ich habe seit der (bisher unumstossenen) Erkenntnis Mühe, zu erkennen, wer ich denn nun bin. Das klingt jetzt ganz blöd...naja, egal. Ich tue zwar immer, was mir am meisten Freude bereitet. Aber genau das macht es schwierig, mich in Gruppen einzugliedern. Gruppen haben nämlich etwas, das mir nicht gefällt: Es wird ein Ideal, ein Falsch und ein Richtig definiert.
Dennoch weiss ich, dass ich ein sehr kontaktsuchender Mensch bin. In Gruppen kann ich mich wohlfühlen, solange ich mich von Emotionen leiten lasse. Sobald ich aber darüber nachdenke, weshalb ich in der Gruppe für etwas plädiere, dann merke ich dass meine Einstellung total relativ ist. Ich könnte genau so gut für das Gegenteil meiner Aussagen sprechen, wenn ich denn in einer entsprechenden Gruppe wäre. Ich hoffe es ist verständlich, was ich meine. :-/

Wie kann ich lernen, wieder irrational zu denken? Dann macht das Gruppenleben wenigstens Sinn.
Oder ist es besser, wenn ich weiterhin rational denke? Dann könnte ich noch viel interessantes über die Menschheit, über unsere Gedanken, erfahren.

Ach, was frage ich überhaupt so rhetorisch. Es denkt ja eh von alleine...ein fürchterliches Gefühl.

(und jetzt höre ich auf zu schreiben, weil es mir echt keine Freude mehr bereitet, darüber zu schreiben. da werd' ich noch depressiv! auch wenns interessant ist...bäh! :-/ ) 

Veröffentlicht in Gedanken und Erkenntnisse

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J
<br /> Hallo Elch!<br /> Das mit dem relativen Denken kenne ich nur zu gut. Denn ich bin mir auch darüber im Klaren geworden, dass ja eigentlich alles richtig und falsch sein kann und es die Bezeichnungen normal und<br /> verrückt ebenfalls nicht gibt. Das hat sich im Laufe der letzten Jahre entwickelt, als ich so langsam begann, alles zu hinterfragen.<br /> Und auf einmal sieht man beide Seiten der Medaille und nicht nur die eine, die unsere Gesellschaft bzw. das Gruppenleben für richtig hält.<br /> Und ich weiß nicht, ob man auf einmal wieder antirelativistisch sein kann... Ich kam jedenfalls seither aus dem Denken nicht mehr heraus. Das macht zwar manchmal depressiv, aber andererseits will<br /> ich ja nicht dumm sterben. Und auch wenn einem Philosophie nichts Handfestes gibt, so macht sie doch ein bisschen weiser. ; )<br /> Gruß Journey<br /> <br /> <br />
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D
<br /> :) Schön, dass es Gleichgesinnte gibt.<br /> Dumm zu sterben hätte aber auch was. Das ganze Leben wusste man, was richtig war.<br /> <br /> Ich glaube mir täten 10 Jahre Meditation in einem Kloster gut. :D Wenn da bloss nicht die Enthaltsamkeit wäre! haha :P<br /> <br /> <br />